Digitalisierung in der Medizintechnik: Chancen & Risiken
Die Anforderung an die moderne Gesundheitsversorgung steigen stetig und stellen das hiesige Gesundheitssystem vor große Herausforderungen und fundamentale Veränderungsprozesse. Die Messung von Gesundheitsdaten, die elektronische Krankenakte, die Kommunikation zwischen Ärzten und Krankenhäusern über eine Online-Plattform oder die Video-Sprechstunde sind hierbei einige Beispiele für digitale Technologien, die derzeit die deutsche Gesundheitswirtschaft revolutionieren. Basis für die Digitalisierung der Medizintechnik sind die medizinischen Daten der Versicherten, welche mittels innovativer Kommunikations- und Informationstechnologien zwischen Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen und Patienten sowie etwaigen anderen Leistungserbringern ausgetauscht werden. Die Digitalisierung in der Medizintechnik stellt neben seinen hohen Anforderungen eine große Chance dar, dass Gesundheitssystem durch neue Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten sowie personalisierte Betreuung weitaus effizienter zu gestalten. Gleichzeitig erleichtert sie auch dem Einzelnen, seine Gesundheit effektiver und benutzerfreundlicher zu steuern. Die Digitalisierung bietet viele Chancen, aber auch Risiken, besonders im Bereich des Datenschutzes. Es gilt also letztlich individuell und gesellschaftlich abzuwägen, welche Seite überwiegt.
Die Chancen der Digitalisierung in der Medizintechnik
Bei der Digitalisierung der Medizintechnik ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Trend weit abgeschlagen. In anderen Ländern sind die Nutzung von Telemonitoring, Video-Sprechstunden und elektronische Patientenakten längst gängige Praxis. In Deutschland werden diese Möglichkeiten bis dato wenig genutzt. Doch woran liegt das? Der beschriebene Umstand lässt sich nicht damit begründen, dass es keine innovativen Ideen und Konzepte gebe, ganz im Gegenteil. Hierzulande existieren zahlreiche Firmen, die sich der Digitalisierung der Medizintechnik verschrieben haben und bereits neuartigen Ideen und Lösungsansätzen entwickelt konnten. Diese haben es jedoch noch nicht in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung geschafft und sind somit für den Einzelnen schlichtweg nicht nutzbar. Um die Digitalisierung der Medizintechnik nun auch in Deutschland voranzutreiben, hat das Bundesgesundheitsministerium verschiedenste Maßnahmen beschlossen. So sind die Krankenkassen seit Januar diesen Jahres beispielsweise dazu verpflichtet, eine elektronische Patientenakte für ihre Versicherten zur freiwilligen Verfügung zu stellen.
Zu den größten Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen zählen der demografische Wandel sowie die Explosion von Behandlungskosten. Die Digitalisierung der Medizintechnik kann hier Abhilfe leisten. Bislang war es lediglich möglich, die Versorgungsqualität einzelner Individuen zu steigern oder die Kosten für die Allgemeinheit zu senken. Mithilfe digitaler Innovationen lässt sich diese Problematik lösen. Damit wird eine hochwertige und kostengünstige Versorgung für alle Versicherten gewährleistet. Menschen, die in strukturschwachen Gebieten profitieren hier ebenfalls, indem sie durch telemedizinische Lösungen ebenfalls einen Zugang zu medizinischer Expertise haben.
Die Schlüsseltechnologie diese Vorhaben stellt die Künstliche Intelligenz (KI) dar. Diese bietet verschiedene Vorteile, die weit über die traditionellen diagnostischen und klinischen Techniken hinausgeht. KI lernt von digitalen Gesundheitsdaten und ist so in der Lage, frühzeitig Muster zu erkenne. Damit steigert sie die Qualität der medizinischen Versorgung und hilft gleichsam dabei die Kosten des Gesundheitssystems möglichst klein zu halten. In der Diagnostik hilft die KI den Ärztinnen und Ärzten dabei, Krankheiten präziser und früher zu erkennen. Sie bietet dem Gesundheitssystem die Möglichkeit, den Patientinnen und Patienten eine bessere medizinische Behandlung zu bieten, indem sie Informationen zusammenführt, zeitsparende Verwaltungsaufgaben erzeugt, die Effizienz der Krankheitsdiagnose erhöht und unnötige Krankenhausaufenthalte verringert. Auch mögliche Fehlerquellen wie beispielsweise eine unnötige Doppelbehandlung können hierdurch vermieden werden.
Eine neue Innovation in der Gesundheitsbranche stellt die Fernüberwachung von Patientinnen und Patienten dar. Die Zentralisierung von Laborergebnissen und Patientendaten verbessert die Qualität der Gesundheitsversorgung erheblich. Medizinische Technologien wie verbesserte Überwachungssysteme, komfortable Scan-Geräte und weniger invasive Operationen ermöglichen dem Patienten ein längeres und gesünderes Leben. Das Geheimnis der Bereitstellung qualitativ hochwertiger Gesundheitsvorsorge bei der Digitalisierung der Medizintechnik liegt in der sicheren Anwendung der neuen Technologien. Hierbei spielen insbesondere Ergonomie und Usability sowie das Graphical User Interface eine entscheidende Rolle. Das Medical Design befasst sich mit Corporate Product Design und Prozessen im medizinischen Sektor. Sein Anliegen ist es, eine möglichst optimale Unterstützung für die Nutzer der Produkte, wie etwa Ärzte sowie Klinik- und Praxispersonal bereitzustellen. Daher entwickeln die Dienstleister im Bereich des Medizintechnik-Designs Produkte, die die Handhabung und den Ablauf von Prozessen unter Berücksichtigung der Hygiene reibungsloser gestalten sollen. Durch diese zahlreichen Projekte werden auch mögliche Fehler vermieden und die medizinische Versorgung hochwertiger.
Es lässt sich also seriös behaupten, dass eine fortschreitende Digitalisierung der Medizintechnik Leben rettet. Weiterhin stellt sie eine Möglichkeit dar dem hiesigen Fachkräftemangel beizukommen. Nach einer PwC-Studie werden bis zum Jahr 2030 mindestens 400 000 Vollzeitkräfte in Deutschland fehlen. Dieser Fachkräftemangel wird im Übrigen bereits jetzt für die Versicherten spürbar. Immer häufiger lassen sich Beschwerden vernehmen, dass die Ärztinnen und Ärzte zunehmend weniger Zeit für Ihre Patientinnen und Patienten nehmen würden und die Wartezeit auf einen Facharzttermin ins Uferlose ausartet. Digitale Technologien wie die KI oder Assistenzsysteme tragen dazu bei, dass Ärzte und Pflegekräfte spürbar entlastet werden, bei administrativen Tätigkeiten und der Dokumentation sowie in der Diagnostik und alltäglichen Praktiken.
Wie funktioniert der Datenschutz in der Digitalisierung der Medizintechnik
Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Medizintechnik gehen auch Bedenken einher. Viele Patientinnen und Patienten befürchten den unzureichenden Schutz Ihrer Daten durch niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser. Unter Datenschutz wird im Allgemeinen verstanden, dass personenbezogene Daten vor missbräuchlicher Verwendung sowie anderer unerlaubter Speicherung und Verarbeitung geschützt werden. Im medizinischen Umfeld kommt die ärztliche Schweigepflicht hinzu, die einen besonders strengen Datenschutz erforderlich macht. Im Gesundheitssystem werden tagtäglich Unmengen an personen- und krankheitsbezogenen Daten erhoben. Bei einer fortschreitenden Digitalisierung der Medizintechnik und der dadurch zunehmenden Vernetzung von Strukturen untereinander, der sogenannten Telematikinfrastruktur, gilt es daher, diese höchstsensiblen Daten durch geeignete persönliche und institutionelle Datenschutzmaßnahmen zu sichern. Wie die Digitalisierung der Medizintechnik rechtlich und damit auch praktisch umgesetzt wird, regelt das E-Health-Gesetz und das Digitale-Versorgung-Gesetz.
Die Telematikinfrastruktur ermöglicht es, dass Apotheken, Kliniken, Hausarzt- und Facharztpraxen sowie Pflege und Reha-Einrichtungen immer mehr miteinander kommunizieren. Durch die Digitalisierung der Medizintechnik können sie so innerhalb kürzester Zeit digital alle nötigen Daten zur medizinischen Versorgung des Patienten abrufen. Diesem Datenaustausch müssen die Patienten vorher zustimmen. Auf der elektronischen Gesundheitskarte kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt alle Informationen für den Notfall und einen elektronischen Medikationsplan hinterlegen. Das Wichtigste bei all diesen digitalen Neuerungen ist, dass die Patientinnen und Patienten die Hoheit und Kontrolle über ihre Daten behalten. Gibt eine Patientin oder ein Patient die elektronische Gesundheitskarte an das Praxispersonal weiter, stimmt er damit in diesem Moment proaktiv der Nutzung seiner Daten zu. Für weiterführende Datenfreigaben ist zusätzlich die Eingabe einer geheimen PIN notwendig, die die Patientin oder der Patient vorab von seiner Krankenkasse erhalten hat. Ohne die vorherige Freigabe des Versicherten, um zum Beispiel den digitalen Informationsaustausch zwischen zwei Praxen zu ermöglichen, geht nichts. Will eine Ärztin oder ein Arzt auf medizinische Daten beispielsweise wie etwa auf der Gesundheitskarte oder in der elektronischen Patientenakte eines Patienten zugreifen, müssen hierzu der elektronische Heilberufsausweis und die dazugehörige PIN benutzt werden. Zudem muss die Patientin oder der Patient den Zugriff auf die elektronische Patientenakte vorher für diese Arztpraxis freigegeben haben.
Digitalisierung der Medizintechnik – sind die Daten wirklich sicher?
Der Datenaustausch, zum Beispiel zwischen zwei Praxen, erfolgt verschlüsselt innerhalb der Telematikinfrastruktur. Damit sind die Daten gegen unbefugte Zugriffe geschützt. Die Verschlüsselung der E-Mails und Gesundheitsdaten sorgt dafür, dass nur der hierbei vorgesehene Empfänger die Daten lesen kann. Die Nachrichten sind fälschungssicher und identitätsgeprüft. Alle Datenabfragen aus der elektronischen Gesundheitskarte sowie der elektronischen Patientenakte werden gespeichert und können hierdurch von der oder dem Versicherten nachvollzogen werden. Alle hierfür genutzten Systeme und Programme müssen von der Gematik zugelassen und nach den Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik geprüft worden sein. Damit wird sichergestellt, dass die Technologie dem neuesten Standard entspricht.
Abwägung der Chancen & Risiken der Digitalisierung der Medizintechnik
Die Digitalisierung der Medizintechnik schreitet mit hoher Geschwindigkeit voran. Egal ob verordnungsfähige Apps, die elektronische Gesundheitskarte oder die elektronische Patientenakte: Die Medizinprodukte Gestaltung sowie Innovationen wie diese ermöglichen es den Patientinnen und Patienten, die Daten zur eigenen Gesundheit ständig im Blick zu haben und eigenmächtig über deren Verwendung zu bestimmen. Ganz entscheidend ist hierbei der sichere und manipulationsgeschützte Austausch von personenbezogenen Daten. Daher kann die Digitalisierung der Medizintechnik und die des Gesundheitswesens nur mit ganzheitlichen Maßnahmen zum Datenschutz gelingen. Die Telematikinfrastruktur als Plattform für gesicherten Datenaustausch ist hierfür die Basis. Beim Medical Design spielt Usability Industrie Design ebenfalls eine große Rolle, um ein ergonomisches und anwenderfreundliches Produkt zu schaffen.
Eine Digitalisierung der Medizintechnik macht es mithin möglich, Krankheiten schneller zu diagnostizieren und somit besser zu kontrollieren oder zu heilen. Weiterhin bietet sie eine Möglichkeit, um dem Fachkräftemangel und der Urbanisierung adäquat entgegenzutreten. Klar ist jedoch auch, dass Deutschland bei der Digitalisierung der Medizintechnik im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weit abgeschlagen ist. Aufgrund der administrativen und rechtlichen Umsetzungshürden gibt es so bisweilen lediglich Insellösungen, die eine ganzheitliche Kommunikation und Vernetzung erschweren.
Auch bei allen richtigen Erwägungen bezüglich der Nutzung personenbezogener Daten ergibt sich somit ein Bild, bei dem der Nutzen der Digitalisierung in der Medizintechnik die Risiken überwiegt. Letztlich ist es aber eine individuelle Entscheidung, die jedem einzelnen obliegt, da ohne vorherige Zustimmung auch kein Datenaustausch stattfinden kann. Wenn Sie noch weitere Fragen bezüglich des Themenkomplexes der Digitalisierung der Medizintechnik haben, können Sie gerne jederzeit Kontakt zu Held + Team aufnehmen.
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