Gesundheitswesen China – Licht und Schatten



China stellt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Nicht zuletzt der Ausbruch des Coronavirus in der chinesischen Großstadt Wuhan werfen jedoch Fragen ob der Qualität des Gesundheitswesens in China auf. Auch die Sars-Pandemie hatte ihren Ursprung in China und so scheint eine deutliche Diskrepanz zwischen ökonomischen und medizinischen sowie humanitären Entwicklungsprozessen zu bestehen. Grund genug, sich einmal genauer mit dem Gesundheitswesen in China zu befassen und gleichzeitig einen Blick auf die Entwicklung neuer medizinischer Produkte im Medizintechnik Design zu werfen.

Probleme des Gesundheitsystems in China

Die chinesische Regierung hatte zweifellos aus den Erfahrungen der Sars-Pandemie gelernt und die generelle Seuchenprävention und Gesundheitsversorgung verbessert. So startete die Zentralregierung eine groß angelegte Reform, die das Gesundheitswesen in China grundlegend verbessern sollte. Hierdurch versprach man sich künftig neu auftretende Viruserkrankungen schneller erkennen und eindämmen zu können. Bedingt durch diese Reformen haben heutzutage fast alle Menschen in China eine Krankenversicherung. Mehr noch hat sich auch die generelle Qualität der Gesundheitsversorgung insgesamt spürbar verbessert. Belegen lässt sich dies unter anderem an der Lebenserwartung bei der Geburt, welche innerhalb der letzten Jahre um mehr als 30 Jahre gestiegen ist.

Trotz dieser großen Fortschritte ist das Gesundheitswesen Chinas längst nicht mit der Qualität europäischer Länder vergleichbar. Diesbezüglich ist vor allem der Healthcare Access and Quality Index (HAQ-Index) anzuführen, der global die Gesundheitsleistung der Länder misst. Hier wird deutlich, dass sich das Gesundheitswesen Chinas zwar massiv gebessert hat und so innerhalb der letzten 30 Jahre von 38 auf 54 Punkte gestiegen ist. Gleichzeitig ist dieser Wert noch weit vom europäischen Standard entfernt. Zum Vergleich: Deutschland hat einen HQA-Index über 90 Punkten von insgesamt 100. Aber woran liegt es, dass das Gesundheitswesen Chinas trotz massiver wirtschaftlicher Kraft so hinterherhinkt?

Gesundheitswesen von China im Vergleich

Das Gesundheitswesen in China wird zunehmend gefördert und so fließt von Jahr zu Jahr immer mehr Geld in die Gesundheitsversorgung. Vergleicht man die Ausgaben Chinas jedoch prozentual mit anderen Ländern wird deutlich, dass hier ein großer Unterschied besteht. 2016 flossen so circa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in das Gesundheitswesen von China. Demgegenüber hat Deutschland circa elf Prozent, also mehr als das Doppelte, in die Gesundheitsversorgung investiert. Die USA gaben sogar 17 Prozent des BIP für den medizinischen Sektor aus. Im Vergleich wird also deutlich, dass China trotz seiner wirtschaftlichen Stärke tendenziell weniger Geld in das Gesundheitssystem investiert.

Ein weiterer Faktor, der erklärt, warum das Gesundheitssystem in China nicht mit dem westlicher Nationen vergleichbar ist, besteht in regionalen Unterschieden der Versorgung. Anders als beispielsweise in Deutschland ist das Prinzip von Hausärzten nicht verbreitet. Erste Anlaufstation ist hier dann das Krankenhaus. Dies ist insoweit problematisch, als dass eklatante Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Krankenhäusern bestehen. Die gesundheitliche Versorgung ist laut übereinstimmender Aussage vieler Experten bedeutend schlechter als in den großen chinesischen Metropolen. Auch das Krankenhauspersonal ist in der Regel auf dem Land schlechter geschult.

Mithin lässt sich festhalten, dass das Gesundheitswesen Chinas vor allem an Unterfinanzierung leidet, welche sich dann wiederum in regionalen Qualitätsunterschieden manifestiert. Mehr noch besteht im Gesundheitswesen in China ein großes Korruptionsproblem.

Gesundheitswesen China – Das Problem der Korruption

Im Gesundheitswesen Chinas besteht das Gehalt der Ärzte anteilig aus einem Grundgehalt, Bonuszahlungen und eventuell anfallenden Vergünstigungen. Dabei macht das Grundgehalt nach repräsentativen Umfragen lediglich um die 13 % des Gesamtgehalts der medizinischen Fachkräfte aus. Der Rest des Gehalts setzt sich dann wiederum aus den Zusatzzahlungen und Boni zusammen. Dieser Zustand ist bedenklich, da es im Gesundheitswesen in China keine festgelegten Standards für diese Zuzahlungen gibt. Die Krankenhäuser legen diese also autonom fest. Ein System, in dem die Ärzte schlecht bezahlt werden, lädt zu Korruption und Bestechung ein. Patienten geben für eine Behandlung viel Geld aus und haben dann eine dementsprechend hohe Erwartung ob der Behandlungsergebnisse. Werden diese nicht erfüllt, kommt es immer häufiger im Gesundheitswesen Chinas zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Arzt und Patient, die sogar schon tödlich verlaufen sind.

Medizintechnik in China – Innovation und Zulassungsaufwand

Trotz der offensichtlichen Probleme im Gesundheitswesen Chinas ist die Volksrepublik ein großer Innovationstreiber im Bereich des Medizintechnik Designs. Aufgrund seiner Größe ist der chinesische Markt auch für hiesige Vertreiber ein attraktiver Distributionsweg. Gleichzeitig ist der Zulassungsaufwand für Medizintechnik in China enorm hoch. So müssen nicht nur jede Produktfamilie, sondern auch jede spezifische Systemkombination separat zugelassen werden, bevor sie verkauft werden dürfen. Die hierfür erforderlichen Dokumente müssen darüber hinaus neben der Originalsprache auch in chinesischer Sprache eingereicht werden. Auch ein Packaging und Labeling, welches über die Sprachbarrieren hinaus verständlich ist, stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Das Einreichen der Unterlagen wird seit 2019 jedoch erheblich durch die Einführung des elektronischen Registrierungssystems Electronic Regulated Product Submission (eRPS) erleichtert. Das System ermöglicht über aktuelle Statusmeldungen auch eine direkte Interaktion mit den Behörden des Gesundheitswesens in China. Obwohl eine Erstregistrierung bis zu vier Jahre dauert, bleibt der Markt auch danach sehr attraktiv für Verkäufer. In Zukunft stellt vor allem Robotik einen Marktbereich mit enormem Potenzial dar. Diesbezüglich sind für Hersteller im Bereich des Medical Designs die Fachbereiche UX in der Medizintechnik sowie Graphical User Interface Design besonders interessant.

Bei weiteren Fragen zum Gesundheitswesen in China dürfen Sie gerne jederzeit Kontakt zu uns aufnehmen. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.


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